„Wenn ich es nicht fotografiere, wird es nicht bekannt“, lautete ihr Leitsatz. Die Kraft ihrer Bilder liegt in der Gabe, in einem Moment das Besondere zu erkennen und zu zeigen, was die Maschinerie des Krieges mit den betroffenen Menschen macht.
Ich mache meine Arbeit nur, um vom Mut der Menschen mit meiner Kamera und meinem Herzen zu berichten.
Anja Niedringhaus
Verweis auf menschliche Verwundbarkeit
Reportagefotografie hat immer etwas mit Menschen zu tun, und immer besitzt sie dokumentarischen Charakter. Die Fotografien von Anja Niedringhaus dokumentieren den Krieg.
Doch ungeachtet ihrer Dramatik sind diese Kriegszeugnisse mehr als eindimensionale Abbilder der Wirklichkeit. Die Kamera gibt nicht bloß das wieder, was der Fotografin vor die Linse kam. Anja Niedringhaus‘ Arbeiten folgen einem kompositorischen Willen, der über Zeitpunkt, Motiv, Perspektive und Ausschnitt entscheidet. Und Standpunkt bezieht, sonst würde sich das Bild an die Beliebigkeit des Augenblicks verlieren.
Was für ein Gesicht hat der Krieg? Wie genau wollen wir es sehen? Können wir es überhaupt ertragen? Anja Niedringhaus hat die ungeschminkte Wirklichkeit vor Augen gehabt. Ihre Fotografien aber gehen schonend mit uns um: Sie lassen uns das Grauen in Annäherungswerten erahnen und verweisen in äußerer Zerstörung auf die Verwundbarkeit des Menschen.
Anne-Marie Beckmann
(Mit freundlicher Genehmigung durch die Deutsche Börse Photography Foundation)